Treffen mit unseren Shanghaier Studenten April 2010
Bericht von Hans Martin Hermann (Sohn der Hope-Gründerin) z.Z. Student in Shanghai
Am 19. März habe ich zusammen mit Shushan Li - dem Kontaktprofessor von Hope Baden-Baden in Shanghai - die geförderten Studenten getroffen. Wir trafen uns auf dem Campus der Li Gong Universität (Universität für Technik und Wissenschaft), an der alle unsere Studenten studieren. Die technische Universität - schon vor mehr als hundert Jahren gegründet,- gehört zu den sehr guten Hochschulen in Shanghai und hat einen schönen großen Campus im Nordwesten der Stadt.
Zu Beginn des Treffens habe ich ein wenig über Hope und die Fortschritte des Vereins in den vergangenen Jahren erzählt. Shushan hat mir übersetzend zur Seite gestanden, da mein Chinesisch noch nicht für alles ausreichend ist, wie umgekehrt auch das Englisch der Studenten. Danach haben wir eine lockere Vorstellungsrunde veranstaltet, in welcher sich jeder der Studenten vorstellte und etwas über sein Studium und sein Leben in Shanghai berichtet hat. Fast alle Studenten sind im dritten Jahr ihres Studiums und werden im Sommer 2011 ihren Abschluss erhalten. Hope-Baden-Baden fördert die Studenten jetzt im dritten Jahr. Wir haben ihnen die Fördergelder für das 6. Semester bei diesem Treffen übergeben. Sie bekommen von Hope 60 -75% der Studiengebühren, aber keine Hilfe zum Lebensunterhalt.
Die Studenten sind zwar nicht alle durchweg von ihren Studienfächern begeistert, da sie selbst nur einen begrenzten Einfluß auf ihr Fach haben konnten. - Wer aus einer armen Region kommt, die hohe Hürde der Hochschulaufnahmeprüfungen bestanden hat, traut sich dann nicht unbedingt noch für sein Traumfach zu streiten, sondern nimmt auch das Fach, das ihm die Hochschule zugeteilt hat. - Trotzdem zeigten sich alle sehr bemüht das Studium gut und zügig zu beenden. Ich war nach den Gesprächen mit den Studenten sehr beeindruckt: Diese Studenten leisten wesentlich mehr, als jeder Student in Deutschland. Der Arbeitsaufwand für die Uni ist groß, der Druck zu bestehen und einen guten Abschluss zu machen wesentlich höher als in Deutschland. Gleichzeitig bewältigen viele noch ihre Nebenjobs, als Assistenten an der Uni, als Verkäufer in einem Laden mit bis zu 24 Arbeitsstunden pro Woche. Über ihre Pläne nach der Uni sind sich die Studenten sehr sicher. Fast alle möchten in ihre Heimatprovinz zurückkehren und dort als Mittelschullehrer arbeiten. Als Grund für diesen Plan steht bei vielen der Wunsch, in der Nähe ihrer Familie zu sein, um diese dann auch unterstützen zu können, denn ihre Familien haben für ihre Schulbildung jahrelang gedarbt. Etwas zurück zu geben erscheint den Studenten nur selbstverständlich. Obendrein haben viele den Kulturschock, als sie aus ihren kleinen Heimatstädten nach Shanghai kamen, in eine Stadt mit mehr als 28 Millionen Einwohnern, Smog, Lärm und einer, im Vergleich zum Land, ganz anderen Lebensart, nie ganz verarbeitet.
Ich war beeindruckt und doch auch irritiert:
Ich hatte erwartet, dass Studenten im Hauptstudium, die ja nun schon viele Jahre Englisch als Fach in der Schule, oder Nebenfach an der Uni lernten, sich auch auf Englisch ausdrücken können würden - immerhin gehören sie alle zu den besten ihres Heimatkreises. Dem ist nicht so. Im Laufe des Nachmittages und durch die Gespräche mit Shushan Li und den Studenten musste ich aber lernen, dass die Studienbedingungen in Shanghai mit denen in Deutschland nicht zu vergleichen sind. Neben einem sehr straffen Zeitplan gehen viele unserer Studenten noch zu Aushilfsjobs, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Gleichzeitig ist die Lehre, gerade im Bereich der Sprachen von sehr schlechter Qualität. Das sehe ich auch an meiner Shanghaier-Universität, die ja sogar auf Sprachen spezialisiert ist. Merkwürdigerweise hat die technische Universität ihre ausländischen Studenten auf einen anderen Campus verlegt, so dass die chinesischen Studenten auf dem Hauptcampus auch kaum eine Möglichkeit haben Fremde kennen zu lernen und mit diesen ihr Englisch zu üben. Seit dem Treffen im März bin ich mit vier der Studenten in regelmäßigem Kontakt. Als Sprachpartner helfen wir uns nun gegenseitig Englisch und Chinesisch zu lernen.
Vorherige Seite: Okt. 2010 mit Reisegruppe in der Universität
Nächste Seite: Bericht 2009